BMW Connected – ein agiler Ansatz

In der heutigen Welt wurden Softwareentwicklungszyklen neu erfunden, um der schnelllebigen digitalen Welt um uns herum gerecht zu werden, und für einige Unternehmen bedeutet dies, ihre Komfortzone zu verlassen. BMW ist ein Engineering-Unternehmen, das stolz auf seinen strukturierten und präzisen 7-Jahres-Zyklus der Fahrzeugentwicklung ist und Premium-Produkte liefert, die sofort einsatzbereit sind. Allerdings mussten sich die Bayern in Sachen Softwareentwicklung neu erfinden. Darüber hinaus hat BMW beschlossen, die volle Kontrolle über das Erlebnis im Auto zu behalten und den gesamten Lebenszyklus eines Produkts einschließlich seiner mobilen Apps zu kontrollieren.
Im vergangenen Monat stellte BMW die neuesten Funktionen seines digitalen Assistenten vor – BMW vernetzt – und zu diesem Anlass luden sie uns zu einer Führung in ihr Technology Office in Chicago ein. BMW beschäftigt derzeit 150 Mitarbeiter in seinem Büro in Chicago aus mehr als 20 Ländern und ist hauptsächlich mit Softwarespezialisten besetzt. Der Kern des Chicagoer Teams kam von Nokia, das vor der Übernahme durch BMW ein Geschäft in Chicago eingerichtet hatte. Das vorherige Team konzentrierte sich auch auf Mobilfunk-, Kartierungs- und Internetdienste, sodass die Synergie mehr als offensichtlich war.
Während Wasserfall-Modell des Autobaus heute noch relevant sein mag, wurde bei Software der Produktzyklus verkürzt und gestrafft, um mit den ständigen Innovationen in der digitalen Welt Schritt halten zu können. Das BMW Tech Office Chicago hat die primäre Rolle des Innovationstreibers übernommen und beherbergt die Teams für Produktmanagement, Marketing, Softwareentwicklung, Schnittstellendesign, Betrieb und Analytik.
Alle diese Teams arbeiten im selben Büro und verfolgen, genau wie in der Start-up-Welt, einen iterativeren Ansatz. Agile ist die Methode der Wahl mit Sprints alle paar Tage, die es dem Team ermöglichen, iterative Versionen ihrer Produkte zu liefern, die schnell getestet und verfeinert werden können. Verwendung von Tools wie JIRA – Verfolgung von Fehlern und Änderungen, Jenkins – Automatisierungsserver, Microsoft Azure – Cloud-Dienste, Microsoft Power BI Charts – Dashboards, Twilio – Messaging; BMW schließt sich Unternehmen wie Silicon Valley an, die dafür bekannt sind, hochmoderne Produkte zu verwenden.
LESEN SIE AUCH: Ein digitaler Tag im Leben eines BMW Connected Users
Das Produktmanagement-Team greift aktuelle Trends und Entwicklungen auf, überlegt, wie man sie auf den automobilen Kontext übertragen kann und entwickelt dann erste Ideen für entsprechende Dienstleistungen. Dabei orientieren sich die Entwickler intensiv an den Wünschen und Anforderungen, die ein BMW Kunde an sein Fahrzeug haben wird, insbesondere mit Blick auf die Zukunft. Die daraus resultierenden Konzepte werden dann durch Markt- und Kundenforschung sowie in enger Zusammenarbeit mit der BMW-Zentrale validiert.
Dieter May, VP of Digital Products and Services bei BMW, sagt, dass Minimum Viable Product ein Begriff ist, nach dem das Digital Team lebt, das im Wesentlichen ein Produkt ist, das in die digitale Welt eingeführt wird, mit minimalen Funktionen, die dem BMW Team helfen können, schnelles Feedback zu sammeln und schnell zu iterieren oder neue Funktionen einführen. Mit diesem Ansatz kann BMW jedes Jahr Hunderte von kleinen Updates/Inkrementen liefern.
Prototyping und Wireframing werden ebenfalls im BMW Chicago Tech Office durchgeführt, wo die Flure mit verschiedenen Benutzerszenarien geschmückt sind, die als Grundlage für die meisten Workflows der App dienen. Es gibt sogar einen Anton-Teststand – ein klarer Hinweis auf die beliebte HBO-Geek-Show Silicon Valley – der es den Software-Ingenieuren ermöglicht, ihren Code auf dem eigentlichen iDrive-Infotainment-System zu testen.
BMW arbeitet unter strengen Service Level Agreements auch mit Drittanbietern zusammen, um einen Mehrwert zu bieten, sodass Dinge wie Wetterinformationen über externe APIs integriert werden. Der größte Teil der BMW Connected-Plattform läuft in der Cloud, die von Microsoft Azure bereitgestellt wird, wobei einige Daten noch von Legacy-Systemen verarbeitet werden; z.B. Kundenkonten.
BMW sagt, dass es derzeit mehr als 1 Million digitale Benutzer bedient, eine Zahl, die von Jahr zu Jahr zunimmt, daher hat die Investition in ihre Softwareentwicklungskapazitäten für das Unternehmen oberste Priorität.
Die nächste große Hürde für die Bayern ist das autonome Fahren und all die damit verbundenen Herausforderungen und Vorschriften, aber May sagt, das mache den Job noch lohnender und spannender, aber auch etwas stressiger.